Kriegsgräberfürsorge im Banater Bergland

Das Grabmal in Orschowa = Orșova

Nikolaus Rudolf Pilly aus Kalan / Kreis Hunedoara berichtet am 4. März 2010: „Die Front nahte sich gefährlich an Turnu Severin und Orschowa. Einige deutsche Truppen lagen auf den serbischen Bergen entlang der Donau, gegenüber Orschowa. Unsere Stadt wird sicherlich in Kürze im Kreuzfeuer stehn… Nach wenigen Tagen ohne Kriegslärm, Fliegerangriff! Unerwartet, blitzschnell und, sozusagen, aus heiterem Himmel. Deutsche Stukas (Sturzkampfbomber) griffen unser kleines Stadtviertel an. Objektiv war sicherlich die Tscherna-Brücke. Meine Mutter und ich wurden im Garten überrascht. Und schon sausten die Bomben und krachte es gewaltig. Singende Bombensplitter rissen Zweige von den Obsbäumen. Eine Bombe explodierte im Garten des gegenüberliegenden Hauses. Schützend stürzte sich meine Mutter auf mich. In den Kies, in greifweite, fiel ein handflächengroßer Bombensplitter. Schön farbig gebeitzt. Ich griff danach, verbrannte mir aber an dem hocherhitzten Splitter arg die Finger. Mehrere Bomben explodierten nicht. Eine dieser durchbohrte die Brücke. Die Brücke blieb aber praktisch unversehrt und voll befahrbar. Sie zu treffen gelang vor eineinhalb Jahren auch den Amerikanern mit ihren Liberator-Bombern nicht. Deren Bomben trafen den Friedhof…

Die Front war schon genügend weit entfernt, als eine Bubengruppe, Franto, Loisi, Anti und ich, einen Ausflug in Richtung Dorf und Flüsschen Eşelniţa wagte. Kaum ½ km entfernt vom Pamfil Şeicaru-Kloster (erst Ende 1990 eingeweiht) zeugten Schützengräber, Granatentrichter, Geschosshülsen, zerschundete Bäume und Bestattungshügel von harten Kämpfen. Kein Kreuz, kein Schild. Nur eine an einem Berghang abgelegene Grabstätte war mit einem Kreuz versehen. Eine Identifizierungsmarke war umgehängt und ein deutscher Stahlhelm war oben am Kreuz draufgestülpt (eine Weidenbesitzerfamilie Namens Ruja soll den Gefallenen entdekt und bestattet haben). Lebensgefährlich musste damals das Wegschaffen der Verwundeten und Toten während der Gefechte gewesen sein. Wie konnte man aber die Toten bestatten? Unter Kugelhagel? Nachts? In dazu bestimmten Gefechtspausen? Wie andersartig vollzogen sich die Bestattungen von Helden, vor dem Staatsstreich im August. So die der 17 Offiziere des Rotkreuzflugzeugs (Ju 52), das bei Orschowa von zwei amerikanischen zweirümpfigen Jagdflugzeugen (Lockheed Lightning) abgeschossen wurde und nahe Topletz abstürzte. Diese wurden in Särge, ehrenvoll, mit Prunk und seit dann unerlässlichem Salvenfeuer im Heldenfriedhof bestattet. Schöne Grabmähler waren es. Mit Kreuz, Inschrift, Blumenkranz und nahe der Kronenkappelle. Mein Freund (und ehemaliger Schulkollege) Josef Cserwenka war zugegen und konnte neuerdings, meiner Bitte entgegenkommend, im Matrikel-Buch der römisch-katholischen Kirche in Orschowa die Namen der 16 identifizierten Helden ausfindig machen. Heute ruhen die sterblichen Überreste dieser im vom Eisernen-Tor-Stausee überfluteten Heldenfriedhof, die der anderen Helden aber zerstreut, hier im südlichen Banater Bergland.“

Am 24. November 2016 fand in Orschowa die Gedenkveranstaltung zum Volkstrautertag im Banater Bergland statt. In der römisch-katholischen „Unbefleckte Empfängnis“-Kirche zelebrierte Stadtpfarrer Mihai Sima, gemeinsam mit Gheorghe Coșa, Stadtpfarrer in Drobeta Turnu-Severin, die heilige Messe, gewidmet den Gefallenen der beiden Weltkriege, in Anwesenheit des Militärattachés der Bundesrepublik Deutschland an der Botschaft in Bukarest, Oberstleutnant Marc Franziskus Ascui, begleitet von Hauptbootsmann Annemarie Bruckler, von Rolf Maruhn, Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, der Bürgermeister Orschowas Ion Manea, Dr. Cristian Scarlat als Vertreter in Rumänien des Volksbunds deutscher Kriegsgräberfürsorge und Vertretern des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen aus Orschowa und Reschitza. Anschließend fand im Heldenfriedhof die Einweihung der Gedenktafel statt, welche an die hier beigesetzen Soldaten des bei Topletz im April 1944 abgestürzten deutschen Rotes-Kreuz-Flugzeuges erinnern soll. Nikolaus Rudolf Pilly, gebürtiger Orschowarer, zurzeit Forumsvorsitzender in Kalan, und Josef Cservenka, beide Zeitzeugen des Geschehens, hatten die Initiative, dieses Denkmal zu errichten.